Zum Inhalt springen

Arbeitsrecht: EU-Kommission will Lohngefälle zwischen Männern und Frauen beseitigen

Frauen in Europa verdienen im Durchschnitt nach wie vor 16,3% weniger als Männer, in Deutschland sind es sogar 22%: Ein am 20.11.2017 von der EU-Kommission vorgelegter Aktionsplan soll dabei helfen, dieses Lohngefälle zu schließen.

So will die EU-Kommission Projekte zur Förderung von Frauen in Führungspositionen finanziell unterstützen und eine Änderung der Gleichstellungsrichtlinie prüfen. Außerdem forderte die Kommission Parlament und Rat auf, den Vorschlag zur Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben zügig anzunehmen. Eine ebenfalls heute veröffentlichte Eurobarometer-Umfrage bestätigte, dass die Gleichstellung der Geschlechter in den EU-Mitgliedstaaten nach wie vor nicht erreicht ist.

Der Aktionsplan und die Eurobarometer-Umfrage wurden bei dem am 20.11.2017 veranstalteten Grundrechte-Kolloquium vorgestellt, das in diesem Jahr unter dem Motto „Frauenrechte in turbulenten Zeiten“ steht. Bei dem Kolloquium diskutieren Politiker/innen, Wissenschaftler/innen, Journalist/innen, NROs, Aktivist/innen, Unternehmensvertreter/innen und internationale Organisationen darüber, wie sich die Frauenrechte in der EU am besten fördern und schützen lassen. Zu den wichtigsten Diskussionsthemen des zweitägigen Kolloquiums zählen sexuelle Belästigung, Gewalt gegen Frauen, das Lohngefälle und die Vereinbarkeit von Berufs- und Privatleben.

Eurobarometer-Umfrage verdeutlicht Lücke zwischen Ambition und Wirklichkeit

Die Ergebnisse der jüngsten Eurobarometer-Umfrage zur Gleichstellung der Geschlechter zeigen, dass es in allen EU-Mitgliedstaaten noch Raum für Verbesserungen gibt. Hier eine Auswahl der Ergebnisse:
• Die Gleichstellung von Mann und Frau ist den meisten Befragten wichtig: So gaben 9 von 10 Europäer/innen an, dass die Förderung der Gleichstellung für die Gesellschaft, die Wirtschaft und sie persönlich von Bedeutung sei.
• In der Politik werden mehr Frauen benötigt: Die Hälfte der Europäer/innen ist der Ansicht, dass mehr Frauen politische Führungspositionen bekleiden sollten und 7 von 10 sprachen sich dafür aus, durch gesetzliche Maßnahmen für ein ausgeglichenes Verhältnis zwischen Frauen und Männern in der Politik zu sorgen.
• Hausarbeit und Kinderbetreuung werden nach wie vor nicht gerecht geteilt: Mehr als 8 von 10 Europäer/innen vertreten die Auffassung, dass der Mann sich zu gleichen Teilen an der Hausarbeit beteiligen oder Elternzeit nehmen sollte, um sich um seine Kinder zu kümmern. Allerdings glaubt die Mehrheit der Befragten (73%) auch, dass Frauen immer noch mehr Zeit für Hausarbeit und Kinderbetreuung aufwenden als Männer.
• Gleicher Lohn ist wichtig: 90% der Europäer/innen halten es für inakzeptabel, dass Frauen schlechter bezahlt werden als Männer, und 64% befürworten Lohntransparenz als Mittel, hier eine Änderung herbeizuführen.

Aktionsplan: Beseitigung des Lohngefälles

Im Durchschnitt verdienen Frauen in Europa nach wie vor 16,3% weniger als Männer. Das Lohngefälle hat in den letzten Jahren nicht abgenommen, was großenteils darauf zurückzuführen ist, dass Frauen in der Regel weniger arbeiten, in schlechter bezahlten Branchen tätig sind, weniger Beförderungen erhalten, häufiger ihre berufliche Laufbahn unterbrechen und mehr unbezahlte Arbeit leisten.

Um diesem Problem zu begegnen, legt die EU-Kommission am 20.11.2017 einen Aktionsplan zur Bekämpfung des geschlechtsspezifischen Lohngefälles für den Zeitraum 2018-2019 vor. Bei Umsetzung dieses Aktionsplans durch alle Beteiligten wird dies u. a.:
• eine verbesserte Einhaltung des Lohngleichheitsprinzips bewirken, denn die Möglichkeit einer Änderung der Gleichstellungsrichtlinie soll geprüft werden.
• der betreuungsbedingten Benachteiligung entgegenwirken, denn Europäisches Parlament und Rat sollen dringend aufgefordert werden, den im April 2017 vorgelegten Vorschlag zur Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben anzunehmen.
• zur Durchbrechung der gläsernen Decke beitragen, denn es sollen Projekte finanziert werden, die auf ein ausgewogeneres Verhältnis zwischen Männern und Frauen auf allen Führungsebenen der Unternehmen abzielen; Regierungen und Sozialpartner sollen ermutigt werden, konkrete Maßnahmen zur Verbesserung einer gleichmäßigen Repräsentierung von Männern und Frauen in Entscheidungsprozessen einzuleiten.

Quelle: EU-Aktuell v. 20.11.2017